17. Eine Gemeinde von 20.000 Katholiken …?

Wie schon erwähnt, sollte die neue Stadt Hochdahl nach den ursprünglichen Planungen im Endausbau 45.000 Einwohner haben. Wenn dieses Ziel auch später deutlich reduziert wurde, war es für uns doch wertvoll, bei der Planung der Seelsorge von dieser Größenordnung auszugehen. Da es sich nicht um eine „normale“ Situation handelte, durften wir auch nicht mit den „normalen“, hergebrachten Vorstellungen planen. Wir mussten sehr grundlegend suchen und fragen, wie die Zukunft dieser Pfarrei aussehen sollte. 45.00 Einwohner – das bedeutete etwa 20.00 Katholiken. Wir waren damals also schon bei einer Größenordnung, die heute durch die Fusionen zustande kommt.

 

Und wie sah die Konzeption aus, nach der wir den Aufbau der katholischen Kirchengemeinde in der neuen Stadt Hochdahl geplant haben? Das ist relativ gut beschrieben in einer Nummer der „Aspekte“, die im Januar 1981 erschienen ist und Informationen für eine Pfarrversammlung zum Bauvorhaben Millrath-Ost enthielt. Es ist am einfachsten, den entsprechenden Artikel hier abzudrucken (mit leichten Veränderungen wegen der vielen Jahre, die inzwischen vergangen sind).

 

Kath. Kirchengemeinde in der Neuen Stadt Hochdahl. Aufbau-Konzeption.

 

1. Eine Pfarrei oder mehrere?

 

Schon ganz zu Anfang (1968) musste die Frage geklärt werden, ob ganz Hochdahl eine Pfarrei bleiben oder in mehrere Pfarreien aufgeteilt werden sollte. Bei einer Größenordnung von 45.000  Einwohnern war mit ca. 20.000 Katholiken zu rechnen. Bei einer Aufteilung in mehrere Pfarreien wären also 2 – 3 Pfarreien nötig gewesen. In anderen Neubaugebieten ist man den Weg der Aufteilung gegangen, z.B. in Garath.

 

Nun war damals das Klima für Zusammenarbeit in größeren Einheiten günstig. Man sprach häufiger von Pfarrverbänden, d.h. Zusammenschlüssen mehrerer alter Pfarreien zu größeren Verwaltungseinheiten. Auch der Austausch und die Zusammenarbeit von Geistlichen mehrerer Gemeinden wurden empfohlen und praktiziert.

 

Wenn man sich heute vorstellt, es würde in Hochdahl 2 oder 3 verschiedene Pfarreien geben, dann springt in die Augen, wie unmöglich das wäre. Im Nachhinein kann man eindeutig sagen, dass die Entscheidung damals richtig war: eine Stadt – eine Pfarrei. Und das nicht nur, weil man sich inzwischen daran gewöhnt hat, sondern weil es der Einheit der Stadt und dem Lebensablauf der Bürger entspricht.

 

2. Die Vorteile der Groß-Raum-Seelsorge

 

Die große Gefahr bei kleinen Ein-Mann-Pfarreien ist die geistige Engführung. Da die Gemeinde eigenständig ist, alle wesentlichen Funktionen selbst erfüllen kann, kann das dazu führen, dass sie selbstgenügsam, abgekapselt und ohne intensiven Austausch mit der Umgebung vor sich hinlebt.

 

Also lautete die Entscheidung: Hochdahl bleibt eine Pfarrei, 20.000 Katholiken (nach dem ursprünglichen Planungsziel), um die Vorteile der Groß-Raum-Seelsorge wahrnehmen zu können.

 

Das bedeutet: wegen der Größe sind mehrere hauptamtliche Kräfte am Ort; die sind nicht für kleine abgegrenzte Bezirke zuständig, sondern gemeinsam für das Ganze. Dadurch wird ein intensiver Austausch möglich und nötig. Weiterhin wird eine gewisse Spezialisierung der Arbeit der einzelnen Kräfte möglich, man kann damit auch spezielleren Bedürfnissen bestimmter Gruppen in der Gemeinde entgegenkommen (z.B. beruflich bedingt wie bei Lehrerarbeitskreisen, oder interessenbedingt bei sangesfreudigen Jugendlichen). Auch können manche Aktivitäten, die sonst überregional wahrgenommen werden, wegen der größeren Zahl der Interessenten in der eigenen Pfarrei angeboten werden (z.B. Gruppenleiterschulungen).

 

Im Hinblick auf die zukünftige Größe Hochdahls war der Personalbestand bereits in der Planungsphase größer als es der aktuellen Katholikenzahl entsprach. Dadurch konnte man schon früh feststellen, dass sich diese Vorteile der Großraumseelsorge – vor allem Austausch und Spezialisierung – auch wirklich einstellen.

 

3. Die Notwendigkeit überschaubarer Einheiten.

 

Wenn ein Haufen von 15.000 Leuten (nach dem inzwischen reduzierten Planungsziel) keine Untergliederungen aufweist, muss er notwendigerweise zum Alptraum werden: riesig, atomisiert, anonym, unfähig zum Leben (deshalb „Haufen“).

 

Wenn Hochdahl eine Pfarrei bleibt (um der eben geschilderten Vorteile willen), muss sofort mit gleicher Intensität überlegt werden, wie man kleinere Gruppierungen, Unterteilungen, Sub-Strukturen ermöglichen kann. In einer anonymen Gemeinde von 15.000 kann man sich nicht wohlfühlen; man braucht die überschaubare Gruppe von Menschen.

 

Im Anschluss an die Stadtplanung bot sich an, diese überschaubare Größe in den Stadtvierteln zu suchen. Dort lebt man miteinander, dort wachsen die Kinder auf und haben ihren Lebenskreis, dort trifft man sich. Das bedeutet für die Kirchengemeinde, dass die eigentlichen Lebensvollzüge der Gemeinde ihren Ort in den Stadtvierteln haben: Gruppierungen von Erwachsenen, Erstkommunion- und Bußvorbereitung, Elternabende zu  Kommunion  und Buße, Nachbarschaftshilfe, Glaubens-Gesprächs-Kreise (z.B. zur TV-Serie „Warum Christen glauben“), Kinder- und Jugendgruppen (!) usw. Das ist gemeint, wenn gesagt wird, die seelsorgliche Grundversorgung vollziehe sich in den Stadtvierteln.

 

Das sollte ein Angebot sein, keine Fessel; d.h. ich kann mich an mein Stadtviertel halten, weil es eine Erleichterung bedeutet, d.h. nicht, dass jemand aus Willbeck nicht nach Millrath gehen dürfte. Angebot in Freiheit!  

 

4. Grundversorgung und zentrale Aufgaben.

 

Wenn man die Konzeption verstehen will, nach der wir versucht haben, Gemeinde aufzubauen, muss man in „Sowohl als auch“ denken. Die Gemeinde lebt aus der ausgehaltenen Spannung zwischen 2 Polen: Großpfarrei und Stadtviertel.

 

In den Stadtvierteln soll sich alles abspielen, was zur religiösen Grundversorgung gehört (siehe oben), für die Gesamtpfarrei im Hauptzentrum soll sich alles abspielen, was zu den zentralen Aufgaben  gehört.

 

Wenn man einen der beiden Pole vernachlässigt, schädigt man das Ganze: Betont man nur die Stadtviertel, wird´s kleinkariert (dann lasst uns doch sofort in einzelne Pfarreien aufteilen!) – betont man nur die Zentrale, wird´s anonym.

 

 

Anmerkung. Dieser Artikel erschien im Januar 1981. Zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit 33.000 – 35.000 Einwohnern im Endausbau. Das hätte bedeutet, dass die Kirchengemeinde etwa 15.000 Katholiken gehabt hätte. Auch diese Planung war noch zu hoch. In der Folgezeit wuchs Hochdahl nicht über 27.000 Einwohner hinaus.

 

 

 

Und wie sah die Praxis aus?

 

Eine Konzeption ist ein Entwurf in die Zukunft hinein. Und das bedeutete zwischen 1968 und 1972, Vorstellungen, Bilder, Modelle zu entwickeln, mit deren Realisierung erst in mehreren Jahren oder – in manchen Fällen – überhaupt nicht zu rechnen war. Aber das war – wie schon geschildert – eine der ganz großen Verlockungen für die Arbeit in der Neuen Stadt.

 

Der eine Schwerpunkt des Aufbaukonzepts: Zentrale Aufgaben.  

 

In dieser Zeit erschien uns der Vorteil der Großpfarrei so wichtig, weil damals die Ein-Mann-Pfarrei noch der Normalfall war. Inzwischen ist durch die Fusionen die Größenordnung von 20.000 Gemeindemitgliedern die Regel. Deshalb könnte jemand auf die Idee kommen, über Großraumseelsorge brauche man gar nicht mehr zu reden. Dann besteht aber die Gefahr, dass man nur noch im Rahmen der großen Strukturen denkt: Wenn man mit dem Slogan hausieren geht „die müssen zusammenwachsen“ – gemeint sind die Leute, die bisher in mehreren verschiedenen Pfarreien gelebt haben – , dann überträgt man unreflektiert die alten Bilder vom Leben einer Gemeinde auf den neuen großen Bereich und das hat schlimme Folgen. Wie sieht die Seelsorge in einer Großpfarrei also aus?

 

„Zentrale Aufgaben“ war für uns damals alles, was mit der Leitung der Gemeinde zu tun hatte, also das Team der Geistlichen, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand. – Und wenn die Seelsorger mit den Gläubigen nach dem richtigen Weg in die Zukunft suchten, wurden dazu natürlich alle Mitglieder der Gemeinde eingeladen. Pfarrversammlungen fanden zwar nicht  regelmäßig statt, waren aber ein wichtiges Element im Rahmen der Leitung. Sie brachten Ideen, Klärung und oft auch Korrektur für die Planung und das gemeinsame Leben. – Für ein

zukünftiges Gebäude in der Stadtmitte hatten wir auch die Vorstellung, dass sich alle Leiter der einzelnen Gruppierungen (Frauengemeinschaft, Senioren, Jugendliche usw.) dort treffen sollten, damit eine intensive Kommunikation möglich würde. – „Zentrale Aufgabe“ war auch die Arbeit mit den Katecheten der Kommunion- und Bußvorbereitung. Bei 212 Kommunionkindern (im Jahr 1972) war deren Zahl zwar auch beträchtlich, aber es war trotzdem die Regel, dass sie sich auf der Ebene der ganzen Stadt zusammenfanden. – Und es entstanden spezialisierte Angebote für bestimmte Gruppen in Hochdahl. Viel zitiert wurde der „Lehrerarbeitskreis“, den Gerd Verhoeven und der evangelische Pfarrer Michael Schwabe ökumenisch anboten und der sich über viele Jahre einmal im Monat traf. Sangesfreudige Jugendliche kamen aus ganz Hochdahl zusammen, sangen Spirituals und andere rhythmische Lieder und hatten später den Titel „Jugendchor und Band von St.Franziskus“. Sie sangen in den besonderen Gottesdiensten für Jugendliche. Für die Kindergottesdienste probte und sang der Kinderchor. Und immer gab es eine Gruppe von Leuten, die diese Gottesdienste vorbereiteten. Das alles waren Formen des Lebens der Gesamtgemeinde. Und das setzte sich fort bei Wanderungen der Familien nach den Kindermessen sowie bei Pfarrfesten und Karnevalsveranstaltungen.

 

Der andere Schwerpunkt des Aufbaukonzepts: Grundversorgung in den Stadtvierteln.

 

20.000 Menschen können miteinander keine Gemeinschaft haben. Das bedeutet heute: für die meisten Lebensvollzüge von Kirche ist nicht die Großpfarrei der Ort, sondern die überschaubare Gemeinschaft in der kleinen Gemeinde – das heißt in den alten Pfarreien. Gibt es dort eine Kirche, müssen sich die Menschen jeden Sonntag um dieselbe Zeit dort treffen – ob mit oder ohne Priester. Häufig wechselnde Zeiten oder kurzfristig ausfallende Gottesdienste wirken auf Dauer zerstörerisch. Hier gilt auch: es muss feste Bräuche geben. Jedenfalls waren wir damals der Meinung, dass der Ort für den Gottesdienst das Stadtviertel sei. Dabei gab es nie die Idee, etwa in jedem Stadtviertel eine kleine Kirche zu bauen. Selbst für die Gemeindehäuser war es ja schon abgesprochen, dass die evangelische und die katholische Gemeinde schachbrettartig nur in jedem zweiten Viertel bauen sollten, mit der Möglichkeit der Nutzung durch die jeweils andere Gemeinde. Wichtig war, dass der Sonntagsgottesdienst im „überschaubaren Bereich“ stattfinden konnte. Und das gelang. Im Endausbau hatten wir vier Gottesdienststätten, die ziemlich gleichmäßig über die ganze Stadt verteilt waren, sodass die meisten Mitglieder der Gemeinde eine der Kirchen zu Fuß erreichen konnten. –  Junge Familien mit kleinen Kindern gestalten ihr Leben vorwiegend im Nahbereich der Wohnung. Deshalb sah die Stadtplanung für jedes Stadtviertel einen oder mehrere Kindergärten vor. Die katholische Gemeinde hatte im Endausbau drei Kindergärten – in Trills, Sandheide und Millrath-Ost. Sie lagen an allen drei Standorten direkt neben einem Gemeindehaus. In Trills und Sandheide stand auch eine Kirche in unmittelbarer Nähe. Das bedeutete, dass wir drei fast vollständig ausgebaute kirchliche „Subzentren“ hatten – in drei verschiedenen „Quartieren“. Vier – und später – fünf Grundschulen gab es in Hochdahl: Sandheide, Willbeck, Millrath, Trills und später Kempen. Das bedeutete, dass nicht in jedem Stadtviertel ein Schule war, aber die Kinder liefen selbstverständlich zu Fuß zu ihrer Schule und sie brauchten nicht „Mamas Taxi“ zu benutzen. Und für jede Schule gab es Schulgottesdienste. Zu Anfang wurde für kurze Zeit ein wenig improvisiert, indem z.B. die Willbecker Kinder mit dem Bus in die Trillser Kirche gebracht wurden. In der Zeit danach war in Trills viele Jahre lang jeden Dienstag Schulmesse, an der die katholischen Kinder der dritten und vierten Schuljahre teilnahmen. Diese Kombination der beiden Jahrgänge war beliebt, weil dabei die „Kleinen“ fast von selbst den „Großen“ abschauten, was man im Gottesdienst tut. Auch in Sandheide kamen die Kinder seit 1972 zur Schulmesse in die Kirche. Sonst fanden die Gottesdienste in den Schulen statt. Immer wieder konnten wir feststellen, wie wertvoll der enge Kontakt zwischen Schule und Familien war. Davon hat auch die Kirchengemeinde profitiert. In Willbeck zum Beispiel gab es mehrere Jahre hindurch nur für die Kinder des vierten Schuljahres einen Gottesdienst. Und weil diese Kinder schon zur Erstkommunion gegangen waren, war das eine Messe. Da taten sich einige Eltern zusammen und feierten – in der Schule – mit den dritten Schuljahren einen Wortgottesdienst, der gerade in der Zeit der Vorbereitung auf die Erstkommunion sehr wichtig war. – Die Erstkommunionvorbereitung gehörte für uns natürlich auch ins Stadtviertel. Wir haben die Kinder – wie wohl allgemein üblich – im dritten Schuljahr zur Erstkommunion geführt. In diesem Alter leben die Kinder noch deutlich im Nahbereich, in der näheren Umgebung ihrer Wohnung. Sie treffen sich mit ihren Freunden in der Schule oder beim Spielen. Und mit denen waren sie dann meist auch in der Kommuniongruppe zusammen. Deshalb gehört die gesamte Erstkommunionvorbereitung ins Stadtviertel! Und das gilt doch wohl auch für die späteren, fusionierten Großräume. Wie sollen Kinder (und auch Erwachsene) eine Heimat finden, wenn sie für die Einführung in den Glauben aus ihrer normalen Umgebung herausgerissen und „zentralisiert“ werden? Und wenn man bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion auf diese Beheimatung verzichtet, verpasst man eine – vielleicht unwiederbringliche – Chance! – Als Ende 1968 die Ehekreise gegründet wurden, fand man sich auch im Rahmen des je eigenen Stadtviertels zusammen. So gab es einen Ehekreis „Sandheide-West“, einen Willbecker und einen Althochdahler Kreis usw. Und die Teilnehmer trafen sich nicht in irgendwelchen – zum Teil sowieso noch nicht vorhandenen – öffentlichen Räumen, sondern bei einem der Paare im Wohnzimmer oder im Hobbykeller. Auf diese Einbindung der gemeindlichen Gruppen in das normale familiäre Umfeld haben wir immer sehr viel Wert gelegt. Es darf eben nicht der Eindruck entstehen, man gehe in eine abgehobene, fast jenseitige Welt, wenn man sich in „kirchlichen“ Kreisen trifft. In den späten Jahren der Hochdahler Gemeinde war die Zuordnung zu den Stadtvierteln nicht mehr möglich, wenn ein neuer Ehekreis gegründet wurde. Neue Familien zogen dann ja nicht mehr in ein abgegrenztes Wohngebiet. Deshalb kamen die an einem solchen Kreis Interessierten aus der ganzen Stadt. – Auch die Gesprächsgruppen zu den Fernsehserien (z.B. „Warum Christen glauben“) fanden in den Stadtvierteln statt. Die Teilnehmer sahen sich gemeinsam die Sendung an, die einmal in der Woche ausgestrahlt wurde, und trugen im Vergleich dazu ihre eigenen Glaubenserfahrungen und Vorstellungen zusammen. Das Interesse in der Hochdahler Gemeinde an diesen Sendungen und dem Gespräch war groß. Das zeigte sich auch bei zwei weiteren Serien, die im Laufe der Zeit angeboten wurden. – Kinder, Erwachsene und auch die ältere Generation: Über viele Jahre gab es in Sandheide, Trills und Millrath-Ost Altenclubs, die einmal in der Woche zusammenkamen. Und da ältere Menschen oft nicht mehr so gut zu Fuß sind, musste der Treffpunkt natürlich in der Nähe der Wohnung liegen.

 

Das Aufbaukonzept und die Arbeitsverteilung für die Seelsorger.

 

Das Team de Seelsorger war gemeinsam für die Leitung der Gemeinde zuständig. Daneben gab es sowohl eine thematische wie eine räumliche Zuständigkeit der Einzelnen.

Wenn es spezialisierte Angebote für alle Gemeindemitglieder gab, war klar, dass sich einer  

darum kümmern und das Angebot gestalten musste. Und dafür war er oder sie dann ganz und auf längere Zeit zuständig. Wir haben zwar in den Dienstbesprechungen oft und intensiv darüber gesprochen, was der Einzelne tat, aber verantwortlich war der Betreffende, der das Angebot übernommen hatte. Dabei konnten Neigung und Fähigkeiten der verschiedenen Personen zum Zuge  kommen. Bei dieser Verteilung der Zuständigkeit ging es sowohl um Arbeitskreise (für Lehrer, Kindermesse, Jugendmesse, …), als auch um Gruppen in der Gemeinde  (Frauengemeinschaft, Messdiener, Kinder- und Jugendchor, …)  oder um Arbeitsbereiche (Verwaltung, Sozialarbeit, Kindergärten, Krankenbesuche, Mitarbeit in Ausschüssen der Stadt, …).

 

Genau so wichtig war die räumliche Zuständigkeit, vor allem bei der Sakramentenvorbereitung. Bei der Erstkommunion hatte jeder die Verantwortung für ein oder zwei Stadtviertel. Er musste von der Einladung an die Eltern, über die Anmeldung, Suche nach Katecheten, Gruppeneinteilung und Elternabende für alles sorgen. Diese Zuständigkeit blieb normalerweise für mehrere Jahre gleich, sodass der Seelsorger die Möglichkeit hatte, mit den Eltern und Kindern seines Bereichs vertraut zu werden. Eine solche Vertrautheit hielten wir sowohl für die Gemeinde als auch für den Geistlichen für unverzichtbar. Die Gemeinde braucht eine „Bezugsperson“ und der Seelsorger einen Ort, wo er „hingehört“. Wenn die Geistlichen „rotieren“, werden sie bald heimatlos.

 

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